Am Moritzhof im Mauerpark sollen sieben Säulenpappeln gefällt werden.
Damit würde ein weiteres Segment des Mauerparks von Bäumen befreit. Pappeln haben keinen guten Ruf: Sie wachsen zwar schnell, doch sind sie entsprechend brüchiger als andere, langsamer wachsende Bäume, und von daher sollte man sie im Alter von ca. 100 Jahren fällen. Die Pappeln, von denen hier die Rede ist, sind ca. 20 Jahre alt und also noch keine Kandidaten für eine Fällung! Es gibt keinen Grund sie zu fällen, da sie jung und fit und Bäume sind, die noch viele Jahrzehnte wachsen werden!
Argumentiert wird den Landschaftsarchitekt*innen mit Wurzelschäden – Wurzeln schädigen den Asphalt. Fazit: die Wurzeln müssen weg, und darum die Bäume!
Dafür gibt es keine vernünftigen Gründe!
Umgekehrt könnte man aber nach Asphaltschäden fragen. Wer war zuerst da, Bäume oder Asphalt? Mit der Herstellung der Grünfläche seit 2001 wurden die bekanntlich starkwüchsigen Pappeln mit Asphalt umlegt, was nicht die ideale Combi ist. Asphalt mag bei Fuß- und Fahrradwegen einen Sinn haben, darüber hinaus hat er wenig Wert und schadet der Natur durch eine sinnlose Versiegelung der Böden!
Der Grund dieser Planungsentscheidung ist nicht bekannt, denn die Fläche unterhalb der Pappeln ist nicht zum Spielen geeignet. Der Basketballkorb ist seitlich davon auf der sehr glatten, nicht von Wurzeln tangierten Fläche angeordnet und unfallfrei nutzbar. Aber man kennt auch heute wieder die Versiegelung von Baumstandorten wegen der erwünschten Pflegeleichtigkeit von Wegeflächen. Haben also die damals (2003/04) beauftragten Landschaftsarchitekten einen Fehler bei der grundsätzlichen Entwurfs- und Ausführungsplanung gemacht?
Die Befreiungskraft der Pappelwurzeln spricht jedenfalls für die ungebremste Vitalität der ca. 20 Jahre alten Bäume. Das könnte auch noch mindestens 40 Jahre so weiter gehen. Dem welligen Zustand der wenig begangenen Fläche unterhalb der Pappeln ließe sich unaufwändig begegnen mit der Entfernung des Asphalts und dem Aufbringen einer Substrat- und Schotterschicht oberhalb der Wurzeln. Eine Begrünung mit Wildkräutern wäre auch eine Bereicherung. Die Wege zum benachbarten Wohnviertel sollen ja ohnehin links und rechts an den Bäumen vorbeigeführt werden.
Neue Säuleneichen hätte keinen Vorteil für die Durchwegung.
Die schon tief unten beginnenden Kronen der Säuleneichen würden über die Jahre zusammenwachsen und einen dichten Körper bilden (Aufasten verbietet sich bei Säuleneichen!). Das wäre jedoch wegen des langsamen Wachstums erst in zwanzig bis dreißig Jahren soweit. Und da der Boden hier aus hochverdichtetem Gleis-Unterbau besteht, haben die tiefwurzelnden Eichen hier bei weitem keine so gute Entwicklungsmöglichkeit wie die Pappeln, die sich ihren Wurzelraum leicht erobern können und zum Wasser wachsen. Insofern ist die Pappel ein Baum, der auch bei Trockenheit eine Zukunft hat. Die Vorurteile gegenüber Pappeln in Bezug auf Kurzlebigkeit und Astbruch treffen sicher auf alte Weißpappeln zu, die im belebten Straßenraum nichts zu suchen haben. Säulenpappeln hingegen haben gerade wegen ihrer schlanken Form mit hohem Kronenvolumen ohne überhängende Starkäste eine ideale Form für den öffentlichen Raum und sind sogar durch Schnitt von eintrocknenden Partien gut regenerierbar.
Die älteste Pappel im Mauerpark auf ehemaligem Eisenbahngelände ist mittlerweile ca. 100 Jahre alt. Sie wurde gerade im Rahmen der Fertigstellung des Mauerparks durch Schnittmaßnahmen revitalisiert und mit einer jungen Säulenpappel ergänzt.
Es geht also auch anders: Mit den Bäumen statt gegen sie!