Der Mauerpark ist ein wichtiger Freiraum der Begegnung – kein verlängerter Vorgarten für ein Luxus-Quartier der Groth Gruppe
Ein Luxus-Quartier, von dem wir im gestrigen Ausschuss für Stadtentwicklung erfahren haben, das neben einer eigenen Zufahrt, einem eigenen Quartiersplatz, einer eigenen Kita auch einen eigenen Supermarkt bekommen soll. Alle Zutaten für eine Gated Community liegen also auf dem Tisch.
Die Ausschusssitzung der BVV-Mitte führte allen Anwesenden deutlich vor Augen: Stadtrat und Bezirksverordnete sind am Mauerpark mit ihrem Latein am Ende, die Lösung fataler Planungsfehler geben sie vertrauensvoll in die Hände des Investors Klaus Groth.
Dabei hatten die Bürgerinitiativen schon vor über zwei Jahren vor einer verfehlten Planung gewarnt und diese Baupläne abgelehnt.
Schon damals im Frühjahr 2011 haben die Delegierten der Bürgerwerkstatt der Preisjury des städtebaulichen Wettbewerbs und den Parteien der Stadt unmissverständlich klar gemacht, dass die massive Bebauung dieses Geländes von den Bürgern nicht mitgetragen werden kann. Aufgrund des Wahlkampfs für Bezirk und Land verschwanden diese Baupläne dann auch prompt in den Schubladen der Verwaltung.
Heute, zwei Jahre später, werden den Bürgern die gleichen, verfehlten Pläne mit neuem Etikett wieder aufgetischt.
Der Lorenzen-Plan ist von Groth nur marginal überarbeitet worden, dabei ist er aber nicht besser geworden, sondern deutlich schlechter. War im städtebaulichen Entwurf von Prof. Lorenzen noch auf den Moritzhof und das Grüne Band ansatzweise Rücksicht genommen, ist davon beim Entwurf von Groth nichts mehr zu erkennen. Groth geht mit seiner Planung in die Ausnutzung der vollen Grundstückbreite – möchte gar noch Fläche der landeseigenen Wohnbaugesellschaft DeGeWo hinzukaufen. Er schafft scheinbar mehr Qualität für sein neues Quartier – erdrückt damit aber den nördlichen Teil des Mauerparks und des Brunnenviertels. Anstatt Brunnen- und Gleimviertel an dieser historischen Stelle zu verbinden, zieht die Groth Gruppe einen neuen “Mauerstreifen” zwischen Ost und West. Vom Grünen Band, einem wichtigem Naturschutzprojekt der Bundesrepublik Deutschland, fehlt an dieser Stelle jede Spur.
Der nördliche Mauerpark lässt sich bestimmt für die Verkaufsbroschüren der Groth Gruppe schön in Szene setzen, aber existierende Nutzungen wie Kletterwand und Kinderbauernhof werden durch Groths neues Quartier an die Wand gedrückt.
Wir Bürger müssen und werden vehement diesen Planentwurf ablehnen, gegenüber der Politik auf Bezirks- und Landesebene, im Internet und auch gut sichtbar auf der Straße. Die East Side Gallery hat in den letzten Tage eindruckvoll gezeigt: unter Polizeischutz lässt sich weder abreißen noch bauen.
Die nächste Wahl steht schon wieder vor der Tür und die Baupläne sind schon wieder auf dem Weg in stille Hinterzimmer und vielleicht auch bald in die Schublade. Die Pläne für Groths Gated Community müssen aber in keine Schublade, sondern in den Reißwolf der Geschichte.
Der Mauerpark ist ein Ort Begegnung – für den Mauerpark muss eine Lösung gefunden werden, die den Charakter dieses historisch wichtigen Ortes unterstützt und nicht zerstört.
In der Presse:
Luxus an der Pferdekoppel – 16.03.2013 Tagesspiegel