Die Renaturierung der Panke erfordert die Einrichtung eines Mischwasser-Sammelkanals – acht Meter unter dem Mauerpark
Im Rahmen der 4. Bürgerwerkstatt zur Fertigstellung des Mauerparks erläuterten Vetreter der Berliner Wasserbetriebe und der zuständigen Verwaltungsabteilungen ein großangelegtes, bezirksübergreifendes Projekt zur Verbesserung der Gewässerqualität. Da im Berliner Innenstadtbereich das Regenwasser zusammen mit dem Schmutzwasser zu den Kläranlagen geführt wird, kommt es in den Sommermonaten bei Starkregen zum Überlauf von Schmutzwasser in die offenen Flüsse und Seen und damit häufig zur Vernichtung von Fischbeständen und Unterwasserflora. Gäbe es mehr Speicherbecken, könnten diese Ereignisse aufgefangen werden.
Ein Modellprojekt soll die Renaturierung der Panke bis zum Jahr 2015 werden. Um bis dahin die Schmutzwassereinleitung soweit wie möglich zu reduzieren, ist unter anderem die Einrichtung des Sammelkanals unter dem Mauerpark geplant. Dort sollen ca 8.000 Kubikmeter Schmutzwasser aus dem südwestlichen Prenzlauer Berg und dem Bezirk Mitte bei Starkregen aufgefangen werden, die dann verzögert in das Abwasserkanalsystem unter der Swinemünder Straße und der Pankstraße abgeleitet werden können und dann nicht mehr ungeklärt in die Panke überlaufen. Dieser Speicherkanal ist nur einer von vielen in mehreren Bezirken, um später ein flächendeckendes System zu Entlastung von Spree, Landwehrkanal und Panke zu haben.
Das beauftragte Planungsbüro hat 4 Varianten der Lage des Speicherkanals und dessen Bauweise vorgestellt. Es soll eine Betonröhre mit einem Durchmesser von 3, 50 Meter in 8 Metern Tiefe unter dem Mauerpark zwischen der Bernauer Straße und der Gleimstraße entstehen. Einzelne Betonsegmente würden in einer Startbaugrube hinabgelassen und mit hydraulischem Verfahren in den Boden gepreßt. Am Ende ist eine zweite Baugrube notwendig. Beide Enden werden mit dem vorhandenen Kanalnetz verbunden.
Für die Lage des Speichers wurden vier Varianten vorgestellt:
- Unterhalb der Pflasterstraße im Mauerpark als kürzeste, geradlinige Variante
- Entlang des Zaunes am westlichen Rand des Mauerparks unter dem jetzigen Vivico-Gelände mit zweimal abknickendem Verlauf
- Am westlichen Rand des Vivico-Geländes mit ebenfalls abknickendem, längerem Verlauf
- Östlich des Stadions unterhalb der Stadionzufahrt und unter dem Falkplatz
Die Planung und Entscheidung für eine der Varianten wird auch in Abhängigkeit von der Fertigstellung des Mauerparks gesehen und voraussichtlich in den Jahren 2011/ 2012 erfolgen. Der Bau der Sammelröhre soll spätestens bis zum Jahr 2015 abgeschlossen sein.
Bei der Entscheidung für die Variante unter der Pflasterstraße im Mauerpark würden Baustelleneinrichtungen und Baugruben an der Bernauer Straße und der Gleimstraße entstehen sowie mehrere Gruben für Kontrollschächte auf der Pflasterstraße. Ein Teil der Stufenanlage, Bäume und Gehwege an der Bernauer Straße würden entfernt. Der Abtransport von Boden und die Lieferung von Betonröhren (3,50 m = U-Bahntunnel-Querschnitt) würde einige Monate starke Beeinträchtigungen an den Parkrändern erzeugen.
Die Variante entlang des westlichen Parkrandes hätte zusätzlich zwei weitere, große Baugruben zur Folge, eine davon in unmittelbarer Nähe des MauerseglerClubs, Bauarbeiten auf der Pflasterstraße wären nicht notwendig.
Nach Fertigstellung der Sammelröhre würden die zerstörten Flächen des Parks wiederhergestellt. Zur Kontrolle und Reinigung des Sammlers sind oberirdisch mehrere Kanaldeckel und Einstiegsschächte zu sehen, je nach Variante entweder im Pflasterbelag des Mauerparks oder in einer befestigten Zufahrt auf dem heutigen Vivico-Gelände (später Mauerparkfläche). Diese Deckel müssen mit schweren LKW angefahren werden und brauchen daher einen befestigten Straßenbelag.
Über die weiteren Planungen soll in Zukunft öffentlich informiert werden. Der Sinn der Baumaßnahme wurde von der Bürgerwerkstatt nicht in Frage gestellt, die Art der Durchführung und die Konsequenzen für die Nutzung und Gestalt des Mauerparks ließen weiteren Klärungsbedarf und Planungsdiskussionen deutlich werden. Insbesondere Bauarbeiten in der Sommersaison und vor Fertigstellung des Mauerparks wurden als sehr problematisch benannt.
Weitere Details im Protokoll der Bürgerwerkstatt vom 12.01.2010 (PDF 800kB)