Der Landschaftsarchitekt Professor Gustav Lange stellte am 2.12. der Bürgerwerkstatt seine Ideen für die Struktur der zukünftigen Mauerparkhälfte auf der Weddinger Seite vor.
Es mutete schon fast wie eine vorweihnachtliche Bescherung an, was da bei winterlichem Wetter im geheizten Gartenhaus des Mauersegler-Clubs von Prof. Lange ausgepackt wurde: Ein filigranes Arbeitsmodell, das zuvor bei widrigsten Straßenverhältnissen im Auto von Langes Wohn- und Arbeitsort in Schleswig-Holstein seinen Weg an den Ort seiner zukünftigen Verwirklichung fand.
Dem neugierigen Publikum, das aus Mitgliedern der Bürgerwerkstatt, Vertretern der Grün Berlin GmbH, des Bezirks- und Grünflächenamts Berlin-Mitte und des Moderationsbüros bestand, erläuterte Prof. Lange sein Konzept:
Dem langgestreckten, flachen Charakter der zukünftigen Parkfläche soll durch drei starke Zeichen räumlicher Halt und Einbindung in die angrenzenden Stadtviertel gegeben werden.
1. Eine vierreihige, geradlinige Baumpflanzung bildet den Rahmen an der westliche Seite zwischen Bernauer Straße und Lortzingstraße, die auch die geplante Bebauung am südlichen Ende vom Mauersegler optisch abschirmen bzw integrieren soll. Lange greift an dieser Stelle auf das Konzept seines Entwurfes aus dem Jahr 1993 zurück. Unter den Bäumen und an der Bernauer Straße werden möglichst viele Flächenbeläge, Relikte der Bahnhofsnutzung und vorhandene Bäume erhalten und für den Flohmarkt und andere Aktivitäten offen gehalten.
2. Als prägnante Figur und weit sichtbare Landmarke soll eine Stufenpyramide auf dem zukünftig verbindenden Weg zwischen Max-Schmeling-Halle und Weddinger Lortzingstraße Blicke und Menschen anziehen und mit seiner Form aus Sitzstufen, Gipfelplateau und Vegetation in ausgesparten Nischen dem Park an dieser Stelle Orientierung in der Weite geben aber auch einen zweiten Schwerpunkt zum Amphitheater bilden.
3. Ein neuer Raumkörper im Park entsteht durch Absenkung der Fläche zwischen dem Birkenwäldchen und der westlichen Begrenzung der Fläche. So als Pendant zur Pflasterstraße (auf der östlichen Seite des Birkenwäldchens) eine leicht abfallende Fläche, die bis auf das Niveau der Gleimstraße am Gleimtunnel führt. Die Seitenwände werden als Stützwand mit Pavillons bzw. als Stufenanlagen ausgebildet. In der Breite von ca. 50 Metern wird die Wand des Gleimtunnels abgetragen und somit eine großzügige Öffnung geschaffen, durch die von Süden Tageslicht in die sanierte Brückenkonstruktion eindringen kann und einen ungehinderten Zugang zwischen Park und Gleimstraße möglich macht. Die Oberfläche des Tunnels sollte als öffentlich zugängliche Terrasse hergerichtet werden. An diese könnte sich von Norden eine Bebauung anschließen, die in Proportion und Nutzung dieser städtebaulich sehr einprägsamen Situation unter Bewahrung des Gleimtunnels dienen sollte.
Das angeregte Gespräch über den Entwurf und seine starken Formen, die im Detail und in der Flächennutzung sehr viele Nutzungsmöglichkeiten und atmosphärische Orte vor dem geistigen Auge erscheinen ließen, zeigte bei der Bürgerwerkstatt einhellige Anerkennung mit stillen Anklängen von Begeisterung. Einstimmig wurde beschlossen, diesen Vorentwurf als Planungsgrundlage (Grünfläche) zeitnah den, am städtebauliche Verfahren teilnehmenden, Architekten zur Verfügung zu stellen.
Der weiterbearbeitete Entwurf wird dann Anfang nächsten Jahres im Rahmen eines weiteren Bürgerwerkstatt-Treffens das Licht der Öffentlichkeit erblicken und die Bürger und Initiativen zur weiteren Diskussion anregen.
Bernd Krüger, Freunde des Mauerparks, 4.12. 2010